Vernissage - 21.11.2013

LINKSMALEREI

Was bedeutet das –

Es ist doch normal, wenn ein Linkshänder mit der linken Hand und ein Rechtshänder mit der rechten Hand malen

Ich bin Rechtshänder und male seit 2012 mit der linken Hand –  jedoch nicht ohne Grund

Wie meine linke Hand vom Helfer zum Hauptakteur wurde

Ich begann erst 2006 mit dem Malen. Obwohl meine rechte Hand bereits besonders beim Halten zitterte, habe ich versucht, die Feinmotorik zu erhalten und begann mit dem Malen. Zunächst waren es Darstellungen von Bewegungsabläufen für die Rückenübungen. In den folgenden Urlaubsaufenthalten skizzierte ich in der freien Natur und brachte die Eindrücke zu Hause aufs Papier – so entstanden meine ersten Aquarellzeichnungen. Dresden hat so wunderschöne Gebäude, die mich reizten zu malen. Ausgerechnet die Frauenkirche war mein erstes Dresden-Motiv. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch vor Ort stehen und meine Skizzen machen. Jedes Jahr kam ein neues Motiv hinzu – jedoch fiel es immer schwerer vor Ort die Skizzen zu machen.

So kam es dazu, dass die linke Hand  immer mehr der rechten, immer stärker zitternden Hand helfen und sie führen musste. AN AUFGEBEN HATTE ICH JEDOCH NICHT GEDACHT.

Da bereits gefragt wurde, ob ich es mal mit der linken Hand versuchen könnte, da es die rechte Hand entlasten könnte- probierte ich noch zaghaft mit Bleistift einen Baum zu zeichnen, den ich vorher mit der zittrigen Hand so natürlich gemalt hatte, wie er in der Natur steht – die Äste waren durch das Zittern wie von allein so geschwungen.

So hat die linke Hand schon Vorübungen beim Malen absolviert, ohne zu wissen dass sie das ganz übernehmen muss.

Nach einer Fraktur am rechten Handgelenk und Schulter im Januar 2012 konnte ich nun nicht mehr die rechte Hand zum Malen einsetzen – ich dachte sicher nur bis die Fraktur wieder verheilt ist, kann ja nicht so lange dauern. So versuchte ich da bereits mit Pastellkreide kleine Bilder zu malen, einfach mal nur die Farben spielen lassen.

Es nistete sich jedoch eine Krankheit ein, durch die es mir nicht mehr möglich war, diese Hand wie gewohnt einzusetzen. Sie wollte auch lange Zeit nichts mitmachen.

Durch die Umstellung auf die ungeübte linke Hand haben sich auch die Inhalte meiner Zeichnungen verändert. Waren es vorher mehr Aquarellzeichnungen, in denen ich viele kleine Details festgehalten hatte – sind es jetzt Zeichnungen mit Pastellkreide, in denen ich die Farben spielen lasse. Das geht besonders gut bei Sonnenauf- und Untergänge. Aber auch an Darstellungen von Gebäuden habe ich mich langsam wieder herangetastet.

Neben der Erkrankung meiner rechten Hand habe ich auch Parkinson, das besonders auf der rechten Seite durch den Tremor sichtbar ist. Um mit beiden unliebsamen Anhängseln gut zurechtzukommen, hat mir das Malen sehr geholfen. Neben der reinen Beschäftigung   hat mir auch die Anerkennung zu meinen Bildern viel gegeben. Während des Malens – besonders wenn ich in der Natur meine Skizzen machen kann – kann ich wunderbar abschalten, das Malen regelrecht genießen.

Nun musste die linke Hand alles machen –allein. Sie hat viele Feinheiten sich nach und nach angeeignet, wünscht sich aber sehr, dass sie wieder Unterstützung bekommt und entlastet wird. Die rechte Hand hilft schon wieder etwas,  ist aber neidisch auf die linke, da sie so viele Bilder gemalt, mit den Farben gespielt und Freude am Malen gefunden hat.

 

 

 
Erstellt im November 2012
 
 

 
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