Die häufigsten Worte bei einer ersten Begegnung im neuen Jahr lauten: GESUNDES NEUES JAHR. Meistens spricht man diese Worte nur so dahin. Für mich haben sie dieses Jahr noch eine größere Bedeutung als die Jahre davor.
Ich möchte vor allem mit Hilfe meiner Malerei ausreichend Kraft, Geduld und Mut tanken, um die nächsten Hürden zu meistern, vielleicht sogar sie zu umgehen.
Ich werde jetzt wieder verstärkt mich auf das Malen konzentrieren - viele Motive warten schon ungeduldig - dann kann ich auch hier wieder neue Bilder vorstellen.
Vielleicht habe ich irgendwann einmal etwas Glück und kann ein Bild von mir verkaufen. Das ist noch ein Traum - aber manchmal werden Träume wahr.
Die Stärke von behinderten Menschen, die trotzdem ihren Alltag meistern, lernte ich zu schätzen, als ich selbst in solch eine Lage kam. Überall lauern die Grenzen, die man mit starkem Willen überwinden muss, um nicht so schnell von anderen abhängig zu werden.
Als ich zur Schule ging, war ein Mädchen in meiner Klasse, das mit nur einer Hand zurechtkommen musste. Wir bewunderten zwar ihre Leistung, konnten diese jedoch nicht einschätzen.
Jetzt musste ich durch eine Fraktur (während eines Wellness-Wochenendes)und dem Morbus Sudeck, der u.a. dadurch sich in meiner rechten Hand breit gemacht hatte, von einem Tag auf dem anderen lernen, mit der linken Hand alles zu bewältigen. Zunächst hatte ich Hilfe über die Krankenkasse erhalten. Da aber die Frakturen nach 6 Wochen verheilt sind, war ich eigentlich wieder gesund. Aber da ging es erst richtig los. Da es keine Verlängerung gab, wollte ich auch nicht betteln gehen. So eignete ich mir nach und nach Tricks und Kniffe an, mit denen ich den größten Teil meines Alltags bewältigen kann.
Aber so „nebenbei“ wurde noch die Diagnose IPS (Idiopatisches Parkinson Syndrom) nach einer PET-Untersuchung gestellt. Da ist es wichtig – solange es noch geht- viel für die Kräftigung der Muskulatur und die Koordination zu machen. Da aber mein rechter Arm da nicht mitmachen will, bleibt das auf der Strecke. Ich suche trotzdem nach Möglichkeiten, dem Fortschreiten der Krankheit entgegenzuwirken.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich das große Glück gesund zu sein. Durch meine sportlichen Aktivitäten (als Schüler- Leichtathletik, da besonders alles was mit guter Reaktion , Schnelligkeit und Koordination zu tun hat- wie Sprint, Sprung, Stoßen/ später beschränkte es sich auf das Laufen, am liebsten im Gelände- aber eine gute Ausdauer ist auch viel wert – meinen letzten 10km-Lauf absolvierte ich, als ich 45 war) habe ich mir Grundlagen antrainiert, die mir heute helfen, besser mit der neuen Situation umzugehen.
Einen wichtigen Platz nimmt jetzt das Malen ein. Früher hatte ich nie gedacht, dass das mal mein Hobby oder auch mehr wird. Die Zeit fehlte dazu auch. Jetzt habe ich fast zu viel davon. Aber durch das Malen habe ich eine gute Beschäftigung gefunden. Ich muss jetzt sogar aufpassen, dass die Pausen nicht zu kurz kommen.
Wenn ein Bild fertig ist, geht die eigentliche Arbeit erst los: es muss eingescannt (ich habe nur einen A4-Drucker) oder fotografiert werden. Diese Daten nutze ich, um meinen Katalog zu ergänzen, meine homepage aufzufrischen, und vor allem um daraus Drucke vorzubereiten – für Karten, Lesezeichen, Kalender.
Durch meine Bilder bin ich mutiger und selbstbewusster geworden, suche Kontakte damit ich diese auch anderen zeigen kann – vielleicht kauft auch mal jemand ein Bild?- Ich freue mich besonders, wenn ich spüre dass meine Bilder anderen Menschen gefallen.
Inzwischen habe ich schon kleinere Ausstellungen mit meinen Bildern gehabt, es folgen demnächst noch 3 weitere. So habe ich immer einen Anreiz, weiter nach Motiven und Ideen zu suchen und diese auch umzusetzen. Ich hoffe, dass meine rechte Hand in Monaten wieder zum größten Teil funktioniert. Dann male ich mit beiden Händen. Mal sehen, welche dann die schönsten Bilder malt.
Viele Grüße von Ingrid Jopp
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