Ein Posting auf Facebook genügte - sofort fanden sich Dutzende, manchmal Hunderte, die beim Juni-Hochwasser mithalfen. Wie das Netz die Katastrophenhilfe verändert.
Von Markus Ulbig
Bange Blicke, fleißige Hände: Viele Helfer türmen am Dresdner Terrassenufer Sandsäcke zu einer Flutschutzwand auf. Foto: Ronald Bonß
Das Juni-Hochwasser 2013 wird mit dem Hochwasser im August 2002 oft verglichen. Ein deutlicher Unterschied aber war die Art und Weise, mit der sich die freiwilligen Helfer organisieren konnten. Ich habe beispielsweise eine Studentengruppe am Dresdner Bärenzwinger besucht, die dort Hilfe für den Klubraum organisiert haben. Das Internet war das zentrale Instrument, mit dem benötigte Hände zum Anpacken, Verpflegen oder andere Hilfe zusammengetrommelt wurden. Eine klasse Sache.
Viel ist auch über die Facebook-Seiten berichtet worden, auf denen Informationen und Hilfsangebote verbreitet wurden. So war die Freigabe des Blauen Wunders bereits wenige Minuten, nachdem die Sperren zur Seite geräumt waren, dort gepostet. So schnell kann kein Verkehrsfunksender sein. Auch die benötigte Unterstützung an der Leipziger Straße wurde übers Internet innerhalb der Stadt bekannt, und viele freiwillige Helfer kamen daher dorthin zur rechten Zeit.
Im Jahr 2002 gab es noch keine Smartphones. Das Internet war mobil nicht unkompliziert verfügbar. Wir haben eine neue Qualität der Organisation der Hilfe erreicht. Was bedeutet das für den professionellen Katastrophenschutz? Werden THW oder Feuerwehr bei künftigen Krisen weniger gebraucht? Kann die schwarmhaft organisierte freiwillige Hilfe an die Stelle der professionellen treten? Sollen die örtlichen Krisenstäbe diese Phänomene laufenlassen, oder müssen sie gegebenenfalls eingreifen?
Vorteil der selbstorganisierten Hilfe ist, dass schnell und sehr individuell kleinste Probleme gelöst werden können: beispielsweise 20 Pizzen für die Soldaten am Deich, ein Trockengerät für eine einzelne Wohnung oder eine Unterkunft für einen erschöpften Helfertouristen.